Zahlreiche
Kasernen der Bundeswehr tragen Namen umstrittener Weltkriegsgeneräle.
Historiker fordern von Verteidigungsministerin von der Leyen jetzt eine
Umbenennung.
Hamburg/Kaufbeuren -
Paul von Hindenburg
ernannte Adolf Hitler zum Kanzler. General von Mudra forderte nach der
Niederlage von 1918 einen neuen Krieg im Westen zur "endgültigen
Abrechnung mit dem Erbfeinde". Die Namen der beiden Nationalisten zieren
weiterhin Kasernen der Bundeswehr.
Es sind Benennungen wie diese, gegen die sich nun rund 30 Historiker wehren: Sie fordern Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen
zum Handeln auf. In einem Schreiben, das SPIEGEL ONLINE vorliegt,
verlangen die deutschen und internationalen Geschichtswissenschaftler
von der Ministerin, zahlreiche Kasernen umzubenennen.
Manche Kasernen trügen noch die Namen von Offizieren des
Ersten Weltkriegs,
die sich Kriegsverbrechen schuldig gemacht oder extrem nationalistische
Ansichten vertreten hätten. 100 Jahre danach sei es ein "Anlass zum
Innehalten, Nachdenken und zur Neuorientierung".
Die Historiker meinen außerdem Standorte der Bundeswehr wie eine
Kaserne in Hannover, die nach Otto von Emmich benannt ist. Der General
habe im Ersten Weltkrieg als Kommandierender Ausschreitungen gegen die
Zivilbevölkerung in
Belgien
zu verantworten, erklärten die Unterzeichner. Zu ihnen zählen unter
anderen die Historiker Jochen Böhler, Wolfram Wette, Manfred
Messerschmidt und der Friedensforscher Werner Ruf.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/kasernen-umbenennung-historiker-richten-appell-an-von-der-leyen-a-974540.html
Neuste Information 15.06.2014
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Hans-Peter
Bartels (SPD), hat Ursula von der Leyen (CDU) zu mehr
sicherheitspolitischem Engagement aufgerufen. "Es ist an der Zeit, dass
sich die Verteidigungsministerin intensiver der Sicherheitspolitik
zuwendet", sagte Bartels der "Welt am Sonntag".
Bislang hatte
sich die Ministerin vor allem um die Attraktivität der Bundeswehr als
Arbeitgeber sowie die Reform der Rüstungsbeschaffung gekümmert. Mit
Blick auf die anstehende USA-Reise von der Leyens und einem geplanten
Treffen mit US-Verteidigungsminister Chuck Hagel sagte Bartels: "Ich
erwarte, dass die Ministerin in Washington unsere Sichtweise über die
künftige Ausrichtung der Nato deutlich macht." Von der Leyen müsse
insbesondere die Forderung der Amerikaner nach einer Erhöhung der
Verteidigungsbudgets in der Folge der Ukraine-Krise zurückweisen. "Sie
muss den Amerikanern klarmachen, dass es nicht um mehr Geld aus
Deutschland gehen kann.
Die Mitglieder der Europäischen Union zahlen
bereits 190 Milliarden Euro für Verteidigung und stellen 1,5 Millionen
Soldaten. Es muss darum gehen, diese Beiträge effektiver zu nutzen",
sagte der Verteidigungsexperte der Zeitung.