Empört hat die Opposition im Bundestag kritisiert, dass die
Bundesregierung
den Armuts- und Reichtumsbericht an entscheidenden Stellen umarbeiten
ließ. "Die Schönung des Berichts ist schäbig", sagte Linken-Chefin Katja
Kipping zu
Süddeutsche.de. Ähnlich formulierte Andrea Nahles
ihre Kritik: Sie sprach von einer Vertuschung von Seiten der
Bundesregierung. "Wer die Realität ausblendet und ignoriert, kann keine
gerechte Politik machen", erklärte Nahles auf Anfrage von
SZ.de.
Claudia
Roth, Parteivorsitzende der Grünen, sagte SZ.de: "Die Wirklichkeit, für
die Schwarz-Gelb verantwortlich ist, ist selbst der Regierung Merkel zu
düster. Sie will sich ihr verweigern, statt das Problem anzupacken."
Anders seien die Streichungen im
Armutsbericht
nicht zu erklären. Die Regierung Merkel verkaufe die Menschen in
Deutschland für dumm. Aber "die merken längst, dass die Politik von
Schwarz-Gelb sie ärmer macht und nur einer ganz bestimmten
zahlungskräftigen Klientel nützt."
Roths Amtskollege Cem Özdemir
attackierte ebenso die Regierung für den geschönten Bericht. Anstatt
daraus die richtigen politischen Schlussfolgerungen zu ziehen,
missbrauche die Bundesregierung den Bericht mit "dreisten Verfälschungen
zur Manipulation der öffentlichen Meinung", sagte Grünen-Chef Özdemir.
Schleswig-Holsteins
Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) erklärte, die Regierung sei
selbst "nicht mehr ganz normal", wenn sie es "für einen ganz normalen
Vorgang hält, die ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland zu
leugnen". Die Koalition aus CDU, CSU und FDP habe "ein gestörtes
Verhältnis zur Wirklichkeit".
Die stellvertretende Vorsitzende der
Linken, Sahra Wagenknecht, verglich das Verhalten der Bundesregierung
mit den drei berühmten Affen, die "über soziale Ungleichheit nichts
hören, nichts sehen und nichts sagen". Ein
Armuts-
und Reichtumsbericht, in dem nicht einmal festgestellt werden dürfe,
dass deutsche Privatvermögen sehr ungleich verteilt sind, sei
"überflüssig", sagte Wagenknecht zu
SZ.de. Sie empfahl, lieber den
Schattenbericht der Nationalen Armutskonferenz zu lesen, einem Zusammenschluss aus Wohlfahrtsverbänden, Kirchen und Gewerkschaften.
http://nationalearmutskonferenz.de/
http://www.sueddeutsche.de/politik/geschoenter-armutsbericht-opposition-wirft-merkels-koalition-vertuschung-vor-1.1535451